Der Antichrist (6):
Sein Ende im Feuersee

 

 

E. Das Gericht über das Tier und seine Streitmacht 19, 11-21

(...)

17 Und ich sah einen Engel in der Sonne stehen, der rief mit lauter Stimme allen Vögeln zu, die hoch oben am Himmel flogen: Kommt her und versammelt euch zum großen Mahl Gottes, 18 um das Fleisch von Königen, Machthabern und Starken zu fressen, das Fleisch der Pferde und ihrer Reiter, das Fleisch aller Freien und Sklaven, der Kleinen und der Großen.
19 Und ich sah, wie sich das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelten, um Krieg zu führen mit dem Reiter auf dem Pferd und mit seinem Heer. 20 Doch das Tier wurde ergriffen und mit ihm der falsche Prophet, der im Auftrag des Tieres die Wunder getan hatte. Mit denen hatte er die verführt, die das Kennzeichen des Tieres angenommen und sein Bild angebetet hatten. Lebendig wurden die beiden in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt. 21 Die anderen aber wurden mit dem Schwert getötet, das aus Mund des Reiters kam, und alle Vögel wurden satt von ihrem Fleisch.

19, 17+18: Johannes sieht nun einen Engel in der Sonne stehen. Es mag dem Seher hier tatsächlich einer der himmlischen Diener Gottes vor Augen gestellt sein. Im tiefsten und letzten Sinne weist dieser jedoch auf den großen "Engel des Bundes" hin: Christus, die Sonne der Gerechtigkeit, geht mit Macht und Herrlichkeit über der Erde auf, und "Heilung ist in ihren Flügeln". Diesem herrlichen Sonnenaufgang geht aber zunächst ein Sonnenuntergang voraus, der eine verzehrende Glut mit sich bringt. Über alle Feinde Gottes ergeht ein Vernichtungsgericht, und zwar ist es der Antichrist mit seinen Getreuen, der dem Feuer des göttlichen Gerichts anheimfällt. Über alles Böse und geistlich Unreine auf Erden wird die göttliche Sonne den Eifer ihres Zorns offenbaren. Es kommt zu einer Entscheidungsschlacht, die hier aber nicht im Detail beschrieben wird. Zunächst erfolgt nur ein Hinweis auf das "Vorspiel" der entscheidenden Begegnung, auf das große Mahl Gottes nämlich, zu dem der Engel mit lauter Stimme alle aasfressenden Vögel einlädt. Dieses Mahl ist das schauerliche Gegenbild zu dem soeben dargestellten Hochzeitsmahl des Lammes.

Schon bei dem vorschattenden Gericht über Jerusalem ging das von Jesus zitierte Sprichwort in Erfüllung: "Wo das Aas ist, sammeln sich die Geier". Jerusalem war nach dem Ablauf von vierzig Jahren, gerechnet von Jesu Kreuzigung und Auferstehung an, geistlich erstorben. Die judenchristliche Gemeinde hatte auf einen besonderen Wink Gottes hin die Stadt verlassen, bevor im Jahre 70 n.Chr. die Römer heraufzogen, um Stadt und Tempel zu zerstören und auf diese Weise Gottes Gericht auszuführen. Hier jedoch handelt es sich um ein noch größeres Gericht. Nach der Entrückung der Erstlinge, dem Einbringen der großen Ernte und dem Halten der Nachlese wird die einstige Stadt Gottes von allen guten Geistern buchstäblich verlassen sein. Mit seiner großen Anhängerschar bildet der Antichrist nun einen großen, für die Raubvögel des göttlichen Gerichts reif gewordenen geistlichen Leichnam. Dabei stehen die Vögel sinnbildlich für die bösen Geister, die jetzt – welch ein schauriges Bild – die Erlaubnis bekommen, diesen großen und geistlich toten Organismus zu zerreißen.

Raubvögel sind gierig auf Fleisch, das hier sinnbildlich für die von der Sünde verdorbene und gezeichnete Natur des Menschen steht. Wo immer ein Mensch vorsätzlich in seiner Sünde beharrt und sich darin gefällt, da sind auch die Dämonen nicht weit; haben sie doch Freude an allem, was Gott zutiefst zuwider ist. Sie hegen das unbändige Verlangen, auch noch die letzten Überreste einer vernünftigen menschlichen Gesinnung zu zerstören. Diese Gier werden die bösen Geister befriedigen können. Auch die letzten Reste einer geistlichen Einstellung werden dabei zunichte gemacht werden.

Das Fleisch wird auf besonders bezeichnete Menschen bzw. Gruppen von Menschen bezogen: Könige, Machthaber und Starke sind Menschen in besonderen politischen und militärischen Führungspositionen. Die Pferde mit ihren Reitern weisen auf gesellschaftliche Gruppen und Vereinigungen, die Leiter mit eingeschlossen. Freie und Sklaven, Kleine und Große stehen für Menschen aus allen sozialen Schichten. Somit werden alle, die sich bewußt in die Machtsphäre des Antichristen und auf diese Weise in das Reich der Gottlosigkeit und des geistlichen Todes hineingestellt haben, der Gewalt der bösen Geister ausgeliefert sein.

 

19, 19+20: Nachdem das Tier samt den Königen der Erde und ihren Heeren eine Behausung aller bösen Geister und unreinen Vögel geworden ist, versammeln sie sich, um Krieg zu führen mit dem Reiter auf dem Pferd und mit seinem Heer. Der Antichrist wird sich allen Ernstes entschließen, mit dem souveränen Beherrscher der von aller Sünde gereinigten menschlichen Natur den Kampf aufzunehmen. Doch dieser Kampf wird nicht ausgetragen. Bei der Erscheinung Christi, der sein Heer gereinigter und verherrlichter Menschen bereits um sich versammelt hat, werden das Tier und der falsche Prophet ergriffen und lebendig, d.h. ohne Eintreten des leiblichen Todes, in den mit Schwefel brennenden Feuersee, den Aufenthaltsort der für immer und ewig Verdammten, geworfen.

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