Das neue Jerusalem:
Gottes Wohnung bei den Menschen

 

 

I. Der neue Himmel und die neue Erde 21, 1- 8

(...)

3 Und ich hörte eine laute Stimme vom Thron her sagen: Siehe, jetzt ist die Wohnung Gottes bei den Menschen: Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein; ja, Gott selbst wird bei ihnen sein. 4 Und er wird alle Tränen aus ihren Augen abwischen. Und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein, denn was früher war, ist vergangen. 5 Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu. Und weiter sprach er: Schreibe, denn diese Worte sind zuverlässig und wahr. 6 Und er sagte zu mir: Alles hat sich nun erfüllt. Ich bin das A und das Z, der Anfang und das Ende. Ich werde allen, die Durst haben, umsonst aus der Quelle des lebendigen Wassers zu trinken geben. 7 Wer den Kampf siegreich besteht, dem wird dies zuteil werden, und ich werde ihm Gott, und er wird mir Sohn sein. 8 Aber die Feigen und die Treulosen und die Frevler und die Mörder und die Unzüchtigen und die Zauberer und die Götzendiener und alle Lügner – sie werden sich in dem See finden, der mit Feuer und Schwefel brennt; das ist der zweite Tod.

21, 3: Mit der Herabkunft des himmlischen Jerusalem ist endlich die vollkommene Wohnung Gottes bei den auf Erden wohnenden Menschen aufgerichtet. Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein; ja, Gott selbst wird bei ihnen sein. Die denkbar innigste Verbundenheit zwischen Gott und Mensch, die zuerst in Christus, dann in der verklärten Kirche Wirklichkeit geworden war, wird nun das Vorrecht aller sein, die die Erde bewohnen.

 

Exkurs 17: Die Wohnung Gottes bei den Menschen

Wie der Mensch, der berufen ist, ein Tempel Gottes zu sein, drei eng miteinander verbundene "Bestandteile" aufweist – nämlich Leib, Seele und Geist – so besteht auch die Stiftshütte, die Mose nach dem ihm von Gott gezeigten Vorbild in der Wüste aufrichtete, aus drei Teilen, nämlich dem Vorhof, dem Heiligen und dem Allerheiligsten. Die ewige Wohnung Gottes bei den Menschen entspricht diesem Typus: Das Allerheiligste wird die verklärte Kirche bilden, mit dem verherrlichten Christus an ihrer Spitze. Dem Heiligen wird das zur Vollendung gelangte Volk Israel entsprechen, und der Vorhof schließlich umfaßt die Gesamtheit aller heidnischen Völker, d.h. solcher Gruppen von Menschen, die weder die Taufe empfangen haben noch in irgendeiner Weise ethnisch dem Volk Israel zuzuordnen sind. Somit umschließt die Wohnung Gottes bei den Menschen das gesamte erlöste und leiblich verklärte Menschengeschlecht. Kein Teil wird sich vom anderen absondern, sich über einen anderen erheben oder gar feindliche Pläne schmieden; sondern wie bei einem gesunden Menschen werden alle drei "Bestandteile" bzw. alle "Glieder" in gegenseitiger Dienstleistung zusammenwirken und dadurch zu ihrer eigentlichen, letztendlichen Bestimmung gelangen.

Der Grad Herrlichkeit der verschiedenen "Bestandteile" dieser endzeitlichen Hütte Gottes – nicht aber die grundsätzliche "Qualität" oder der Wert des Erlösungszustandes – wird verschieden sein. Jeder Mensch wird an seinem Platz die für ihn zugeschnittene Aufgabe und auch das ihm zugedachte Maß an Seligkeit empfangen und verkörpern.

"Gott wird bei ihnen wohnen" ist ferner die Bedeutung des Namens Immanuel, den schon Jesaja dem kommenden Jungfrauensohn als dem erwarteten Erlöser beilegte. Die Vereinigung der göttlichen und menschlichen Natur in Christus wurde nicht etwa mit seiner Kreuzigung oder Himmelfahrt aufgelöst, vielmehr wird sie mit der Aufrichtung der Wohnung Gottes auf Erden ihre volle und reife Frucht zeitigen; denn alle Menschen, die in ihr Wohnrecht haben, werden der Natur Gottes real und unverlierbar teilhaftig werden.

 

21, 4: Und er wird alle Tränen aus ihren Augen abwischen: Alle Leiden und Schmerzen der Menschen, mochten sie körperlicher, seelischer oder geistlicher Natur gewesen sein, sind nun für immer vorüber, und auch der härteste Feind allen Lebens und aller Freude, der Tod, wird nicht mehr sein. Auch Trauer, Geschrei und Schmerz werden nicht mehr sein. Es wird nichts mehr geben, was den glücklichen Zustand der Erlösten beeinträchtigen könnte; denn was früher war, ist vergangen. Alle Unvollkommenheiten der bisherigen Welt gehören nun für immer der Vergangenheit an.

21, 5: Der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu. Kein anderer als der verherrlichte Gottes- und Menschensohn selbst, der die Herrschaft über die erlöste Menschheit jetzt sichtbar in seine Hände genommen hat, läßt den Apostel Johannes dieses große und tröstliche Wort niederschreiben, dessen Zuverlässigkeit durch eine besonders feierliche Versicherung noch einmal hervorgehoben wird: Schreibe, denn diese Worte sind zuverlässig und wahr. Ein wahrhaft tröstliches Wort für alle aufrichtigen Leser und Hörer, die nahe daran sind, an sich selbst oder anderen zu verzweifeln: Gott persönlich wird eingreifen und alles, d.h. nicht allein die widrigen Umstände in Natur, Umwelt und in den übergreifenden sozialen und politischen Verhältnissen, sondern auch den Menschen selbst im innersten Kern seines Wesens, das so schnell die erschreckendsten Abgründe offenbart, neu machen. So wird im vollendeten Reich Gottes in der Tat alles mit neuer Kraft und Schönheit begabt sein, und der Mensch wird für alle Zeit und Ewigkeit mit bisher nicht gekannter innerer Freude und Befriedigung erfüllt werden.

21, 6: Alles hat sich nun erfüllt. Diese Aussage stellt die Tatsache des zukünftigen Handelns Gottes heraus, und zwar in einer Zeitform, die die absolute Gewißheit des Eintretens der beschrieben Ereignisse zum Ausdruck bringt. "Was Gott spricht, geschieht, und was er gebietet, steht da" – ganz gleich, ob seine Worte sofort oder erst zu einem späteren, von ihm genau festgesetzten Zeitpunkt eintreffen.

Christus setzt hier nochmals den Anfangs- und den Endbuchstaben des griechischen Alphabets in Beziehung zu seiner Person: Als "A" ist er nicht nur der Anfang aller Dinge in der materiellen Welt, sondern auch Urheber und Begründer der neuen geistlichen Schöpfung, nämlich seiner Kirche. Und hier wie dort wird er auch das "Z", das Ende sein. Was er begonnen hat, wird er zum Ziel führen. Die Aufrichtung seines ewigen, seit Urzeiten verheißenen Reiches – die Wiederherstellung des verlorenen Paradieses – wird trotz des heftigsten Widerstands seiner Feinde erfolgen.

In dieser kommenden Welt Gottes wird jeglicher Durst der Menschen nach Vollkommenheit und wahrem himmlischen Leben voll und ganz gestillt werden, denn der Sohn Gottes wird sich als unerschöpfliche Quelle erweisen, die das lebendige Wasser des Heiligen Geistes umsonst und in überfließendem Maße allen zuströmen lassen wird, die die Gabe des neuen Lebens aus seiner Hand bereits empfangen haben.

Das neue Jerusalem: Gottes ewige Stadt