Das neue Jerusalem: Gottes ewige Stadt

 

 

7. Der Thron Gottes als ewige Quelle des Lebens 22, 1-5

1 Und er zeigte mir den Strom mit dem Wasser des Lebens. Er war klar wie ein Kristall und entsprang dem Thron Gottes und des Lammes 2 und floß in der Mitte ihrer Straße. Und auf beiden Seiten des Stromes wuchs der Baum des Lebens, der zwölfmal im Jahr Früchte trug: Jeden Monat gab er seine Frucht, und seine Blätter dienten den Völkern zur Heilung. 3 Und es wird in dieser Stadt nichts mehr geben, das unter Gottes Fluch steht. Der Thron Gottes und des Lammes wird in ihr sein, und alle, die Gott ergeben sind, werden ihm dienen, 4 und sie werden sein Angesicht sehen, und sein Name wird auf ihren Stirnen stehen. 5 Und es wird keine Nacht mehr geben, und sie werden weder das Licht einer Lampe noch das Licht der Sonne brauchen, denn Gott der Herr wird über ihnen leuchten, und sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit.

22, 1: Bisher war vom himmlischen Jerusalem, vom Zustand seiner Bewohner und auch von den umliegenden Nationen die Rede gewesen. Jetzt zeigt der Engel, wie auch die gesamte natürliche Welt, ausgehend vom Thron Gottes und des Lammes, zu einem herrlichen "Garten Eden" umgestaltet wird. Mit der Herabkunft des himmlischen Jerusalem auf die Erde ist das einst verlorene Paradies zurückgekehrt. Mehr noch: Die neue Welt Gottes wird den Zustand des ursprünglichen Paradieses, der doch schon Gottes Herrlichkeit in ungetrübter Form besaß, noch in vielerlei Hinsicht überbieten.

Ein lebensspendender Strom, aus Eden kommend, bewässerte einst den Paradiesgarten auf Erden und teilte sich dort in vier Hauptarme. Auch auf der erneuerten Erde wird, ausgehend vom Thron Gottes und des Lammes, ein kristallklarer Wasserstrom entspringen. Er wird in der Mitte der Straße der heiligen Stadt fließen und so zusammen mit dem Thron eine zentrale Stellung einnehmen. Klar wie ein Kristall, rein und ungetrübt, entströmt das Lebenswasser des Heiligen Geistes dem Thron Gottes und des Lammes, um sich in nie aufhörender Belebung über die gesamte Schöpfung zu ergießen. Herrliches Wachstum in allen Stücken und reicher Segen sind die Folge. Niemals mehr werden Blitze und Donner von diesem Thron ausgehen. Die Gerichte sind vorüber. Unaufhörlich verströmt Gott sein Leben in die Welt.

22, 2: Der Strom des ewigen Lebens fließt in der Mitte der Straße, bewässert also, von der Hauptstraße ausgehend, das gesamte Straßensystem des neuen Jerusalem. Dieser Symbolik nach sind es zuerst die Bewohner des Allerheiligsten, denen der reiche Segen dieses belebenden Stromes zugute kommt. Dies wird durch die folgende Aussage bildreich veranschaulicht und dabei noch näher ausgeführt: Auf beiden Seiten des Stromes wuchs der Baum des Lebens, der zwölfmal im Jahr Früchte trug: Jeden Monat gab er seine Frucht, und seine Blätter dienten den Völkern zur Heilung. Benannt wird hier eine Vielzahl von Bäumen, die mit ihren Wurzeln das Lebenswasser des Flusses unmittelbar aufnehmen. Sie weisen zunächst auf die gesamte Einwohnerschaft der Stadt hin. Die verherrlichte Kirche ist es, die nun in vollkommener Weise ihrer hohen Berufung gerecht wird, mit wahrhaftigen und rechtschaffenen "Früchten der Gerechtigkeit" ein Segen für alle auf Erden lebenden Völker und Menschen zu sein.

Die Frucht eines Baumes weist auf das tatkräftige Handeln eines Menschen hin, das mit seinem Reden, dem "Rauschen der Blätter", in Einklang stehen muß. Sie versinnbildlichen also das Bekenntnis der Lippen, das sich im Tun des Gerechten und Guten bewahrheiten muß. Die Blätter des Lebensbaumes, die Worte der Bewohner der himmlischen Stadt, werden keine hohlen und schönklingenden Phrasen sein, sondern durch und durch wahr und übereinstimmend mit der Wirklichkeit des Lebens. Endlich kann eintreten, was zuvor jahrtausendelang auf Erden vermißt wurde: Die Worte des Volkes Gottes fördern, stärken und erhalten die geistliche Gesundheit aller Nationen in einer bisher nicht gekannten Weise.

Die zwölffache Ernte der Früchte weist auf die Leiter der Gesamtkirche hin, nämlich auf das Zwölferkollegium der Apostel: Durch ihre Vermittlung wird der Lebensbaum Monat für Monat neue und frische Frucht bringen, und die Blätter werden den Völkern zur Heilung dienen. Beständiges geistliches Wachstum und auch der immerwährende Fortschritt von einer Erkenntnisstufe zur anderen wird durch die Wirksamkeit der Apostel gewährleistet sein.

Zweifellos wird diese letze Vision der Offenbarung auch in buchstäblicher Weise ihre Erfüllung finden und auf die natürliche Welt der erneuerten Erde bezogen werden können. Klares und reines Wasser wird sie in reichem Maße durchfluten. Eine wunderbare Pflanzenwelt wird sich entfalten können, und es werden auch Bäume vorhanden sein, deren Früchte der Frucht des Baumes des Lebens im urzeitlichen Paradies entsprechen und deren Blätter Kräfte enthalten, die das Leben der Menschen auf vielfache Weise stärken und fördern.

Das Paradies ist wiedergekehrt, jedoch größer, schöner und "vollkommener". Denn die Möglichkeit des urzeitlichen Paradieses, durch die Früchte des Baumes der Erkenntnis zum Abfall von Gott verführt zu werden, besteht nicht mehr. Der Kampf gegen das Böse, der einst im Paradies seinen Anfang nahm, ist nun ein für allemal ausgefochten. Krankheit, Leid und Tod gehören für immer der Vergangenheit an.

22, 3-5: In der himmlischen Stadt wird es nichts Verfluchtes mehr geben, denn alle Einflüsse des großen Widersachers Gottes sind ausgeschaltet, und auch Sünde und Tod sind mit dem Teufel endgültig überwunden. Der Thron, d.h. die Herrschaft, des dreieinigen Gottes erfüllt die Erde, und nicht mehr ein von Menschen errichteter Tempel, sondern eben dieser Thron wird die Stätte der göttlichen Gegenwart in der himmlischen Stadt sein. Alle, die Gott ergeben sind, alle erlösten Menschen, dienen ihm, ein jeder nach seinen Gaben und Fähigkeiten an seinem Platz, so daß Gott in der Tat "alles in allem" geworden ist und sein heiliger Wille gemäß der dritten Bitte des Vaterunser nun auch auf Erden in vollkommener Weise so geschieht, wie er bisher nur von den Engeln im Himmel ausgeführt wurde.

Auf Erden hatte kein Mensch Gottes Angesicht sehen dürfen, denn keiner hätte vor seiner Heiligkeit bestehen können. Jetzt aber – und das wird die Quelle allen Lebens und aller Lebensfreude sein – dürfen alle Erlösten ihn so sehen, wie er ist, und infolge dieses Schauens werden sie ihm ähnlich sein und immer ähnlicher werden.

Sein Name wird auf ihren Stirnen stehen. Damit sind sie für alle Zeit als sein Eigentum gekennzeichnet, aber auch die Herrlichkeit Gottes und seine Kraft wird auf ihren Stirnen zu sehen sein. Es wird keine Nacht mehr geben. Sie werden weder das Licht einer Lampe noch das Licht der Sonne brauchen, denn Gott der Herr wird über ihnen leuchten. Was in Kapitel 21, 23.25 als besonderes Merkmal des neuen Jerusalem geschildert wurde, wird hier auf alle Bürger des Reiches Gottes bezogen. Denn durch den Dienst der Bewohner der himmlischen Stadt wird sich das keinem Wechsel mehr unterworfene Licht Gottes über die ganze Erde und ihre Bewohner ausbreiten.

Wurde eben noch der gottergebene Dienst der Erlösten betont, so wird abschließend noch einmal ihr Teilhaben an der Herrschaft Gottes zur Sprache gebracht: Und sie werden herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Nicht alle Erlösten werden am Regiment Gottes in der Weise teilhaben, daß sie ihnen untergebene Menschen zu leiten hätten. Dennoch ist diese Aussage insofern voll zutreffend, als alle erlösten Menschen – gleichsam als Stellvertreter Gottes – im vollen Sinne Herrscher über die Natur sein werden. Und wie das über die Verdammten verhängte Urteil gültig bleibt, so werden auch die Erlösten für immer an Gottes Herrschaft teilhaben dürfen.

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