Das Tausendjährige Reich:
Exkurs (1)

 

 

Exkurs 15: Das Tausendjährige Reich

Die Lehre vom Tausendjährigen Friedensreich in der sichtbaren politischen Gestalt einer auf Erden aufgerichteten Gottesherrschaft war in der frühen Kirche weit verbreitet. Erst im Zuge der Unterdrückung der strengen und teilweise auch häretischen Richtung der Anhänger des Montanus, der das Kommen dieses Reiches kompromißlos verkündet hatte, wurde die Hoffnung auf den Anbruch des Millenniums mit dem Sektennamen der "Montanisten" belegt oder auch als Chiliasmus oder Schwärmertum bezeichnet. Später war es dann Augustinus, der die konventionelle Lehre vom Tausendjährigen Reich überwand, indem er die Weissagungen aus dem 20. Kapitel der Offenbarung vergeistigte und sie auf die mit dämonischen Mächten kämpfende Kirche deutete.

Zweifellos ist mit der Lehre vom Tausendjährigen Reich grober Mißbrauch getrieben worden, angefangen von der Berechnung des Termins der Wiederkunft Christi, bis hin zu den Versuchen, mit sozialreformerischen, politischen und sogar militärischen Mitteln Gottes Friedensreich herbeizuführen. Es darf aber nicht übersehen werden, daß die Lehre vom Tausendjährigen Reich fester Bestandteil des Neuen Testaments ist. Im Folgenden ein kurzer Abriß der biblischen Lehre vom Tausendjährigen Reich:
Nach dem Abschluß des Zeitalters der Kirche, d.h. unmittelbar vor der Aufrichtung des Millenniums, wird das wiederhergestellte und aus der Zerstreuung gesammelte Volk Israel sich zu seinem lange verkannten Messias bekehren und in der Folgezeit als Gottes auserwähltes Volk in allen Ländern der Erde zu hohen Ehren gelangen.

In Jerusalem wird der Tempel, wie ihn Hesekiel in den letzten Kapiteln seines Buches prophetisch geschildert hat, in herrlicher Schönheit erstehen, und die Repräsentanten aller Völker werden in die Stadt kommen, um dort den wahren Gott anzubeten. Wie "Leben aus den Toten" werden von Israels Hauptstadt, die auch das politische Zentrum der ganzen Erde sein wird, der Segen Gottes und sein Licht über die Länder und Völker kommen, die bisher "von Finsternis und Dunkel bedeckt", aber vom Gericht über den Antichristen und seine Anhänger verschont geblieben waren. Zahlreiche Schriftstellen weisen unmißverständlich darauf hin, daß das Volk der Juden am Ende der Zeiten voll und ganz wiederhergestellt wird, um seiner gottgegebenen Berufung, die Völker Gottes Wege zu lehren, gerecht zu werden.

Der Ratschluß Gottes mit Israel und den übrigen Völkern der Erde läßt sich wie folgt thesenartig zusammenfassen:

1. Wenn die Kirche vollendet ist, wird sich Gott des Volkes Israel wieder annehmen.

2. Ein Überrest aus Israel wird sich bekehren und den gekreuzigten Christus als den von den Vorvätern zu Unrecht verworfenen Messias erkennen und anerkennen.

3. Die Juden werden in ihr Land zurückgeführt werden. Nach ihrer Wiederherstellung werden sie bzw. die Israeliten das große "Missionsvolk" für die übrigen Völker der Erde sein.

4. Alle Völker der Erde werden sich dann Gott zuwenden und ihm dienen.

5. Sie werden - bis auf die, die sich weigern und am Ende der tausend Jahre dafür bestraft werden - zur Anbetung nach Jerusalem kommen. Die ganze zur Zeit des Millenniums auf Erden lebende Menschheit wird so im Reich des Friedefürsten Christus "Zeiten der Erquickung" erleben.

Während der Zeit des Tausendjährigen Reiches wird Satan im Abgrund gebunden, d.h. für die auf Erden lebenden Menschen unschädlich gemacht sein. Dies wird sich in fünffacher Weise auswirken:

1. Es wird keine Kriege mehr geben, nachdem alle Schwerter zu Pflugscharen gemacht worden sind.

2. Die Raubtiere verlieren ihren aggressiven Charakter, so daß z.B. die Wölfe bei den Lämmern wohnen und die Löwen Stroh fressen werden.

3. Die Erde wird schöner und fruchtbarer sein als zuvor, Wüsten werden zu Gärten, und das dürre Land wird voller Wasserquellen sein. Mißernten gehören der Vergangenheit an, und das bebaute Land wird seinen Ertrag reichlich geben.

4. Sonne und Mond werden in einem anderen Licht strahlen.

5. Die Menschen werden aufgrund der Bindung Satans und der daraus folgenden Einschränkung der Sünde ein sehr hohes Alter erreichen.

Die Struktur des Millenniums wird dem dreiteilig geordneten Bau der Stiftshütte entsprechen, die aus Vorhof, Heiligem und Allerheiligstem bestand. Das Allerheiligste wird sich im Tausendjährigen Reich im himmlischen Jerusalem, nämlich der verklärten Kirche, manifestieren; das Heilige wird das irdische Jerusalem sein: das zu Christus bekehrte und ins Land der Verheißung zurückgeführte Volk des Alten Bundes; den Vorhof schließlich bilden die Völker, die sich durch die Missionstätigkeit Israels zum Glauben an Gott und seinen Christus bekehren werden.

Exkurs zum Tausendjährigen Reich (2)